Die JGS Island Saga

Auf den ersten Blick scheinen die Fächer Erdkunde und Kunst keine weiteren Berührungspunkte zu haben, wenn man einmal von ihrem schulischen Status als „Nebenfächer“ absieht. Und doch hat sie eine Exkursion in ein Land hoch im Norden zusammengeführt: Island, ultimativer Sehnsuchtsort aller Geographen und somit auch der unseres Erdkundelehrers Uwe Brehm! Warum dann nicht einmal das Eiland mit seinen Vulkanen, Gletschern, Wasserfällen und Geysiren besuchen, fragten sich die von seinem Unterricht inspirierten Kursschüler.  Sie ließen sich auch nicht durch die hohen Fahrtkosten von dieser Idee abbringen und starteten einen Waffelverkauf sowie zahlreiche andere Aktionen, um ihren Teil der Finanzierung beizutragen. Im Juni letzten Jahres war es dann soweit, dass sich die Gruppe auf ihre abenteuerliche Reise begab. Dem Besucher bietet Island eine archaische Schönheit dar und geradezu schamlos gibt die Insel aus ihrem Erdinnern die Geheimnisse der tektonischen Prozesse unserer Erde preis. Wo andere nur fluchen konnten, als ihr Flugzeug wegen vulkanischer Aktivitäten des Unaussprechlichen auf dem Boden bleiben musste, da leuchten die Augen des Geographen beim Klang von Eyjafjallajökull. Um an solche und andere spannende Locations zu gelangen, bedurfte es eines ortskundigen Busfahrers, der sich auch nicht scheute, seinen hierfür ausgerüsteten Bus durch einen reißenden Fluss zu furten. Wie es sich für einen echten Isländer gehört, übt David Johannesson neben seiner Tätigkeit als Tourenguide auch einen weiteren Job aus, nämlich den des Silberschmieds. Und hier kommt nun das Fach Kunst ins Spiel: Welche glückliche Fügung, dass als weitere Begleitperson die Kunstlehrerin Karin Adam mit dabei war! So stießen bei ihr Herrn Johannessons Kenntnisse auf  dem Gebiet der Silberfiligrantechnik auf größeres Interesse als seine versierten Fahrkünste durch unwegsames Gelände. Schnell waren also Kontakte geknüpft, die über den üblichen Smalltalk zwischen Busfahrer und Reiseleitern hinausgehen. Neben der Vermittlung landeskundlicher Aspekte konnte David Johannesson auch das Interesse für die kunsthandwerkliche Schmuckherstellung wecken, die die Wikinger schon im 10. Jahrhundert zur Perfektion brachten. Auf ihren Beutezügen bis nach Konstantinopel erwiesen sich die rauen Gesellen eben nicht nur als kompetente Seefahrer, sondern bekundeten ihren ästhetischen Sinn, als sie begannen, den geraubten Schmuck zu Hause zu kopieren. Glücklicherweise haben die Isländer inzwischen von den moralisch nicht ganz einwandfreien Räubereien ihrer Vorfahren abgelassen, dafür aber die Tradition des Kunsthandwerks bewahrt. Da Johannesson in seiner Heimat schon Seminare für Silberfiligrantechnik durchgeführt hat, lag es für Karin Adam nahe, ihn auch an unsere Schule einzuladen. Dieser Einladung folgte der Isländer nun in dieser Woche, um für interessierte Kunstlehrer einen mehrtägigen Workshop anzubieten. Und so sah man unsere Kollegen, wie sie beflissen mit Silberdraht, Zange und Lötkolben umzusetzen versuchten, was ihnen der Meister vermittelte. Die Schüler der Exkursion nahmen diese Gelegenheit wahr, um sich mit einem Erinnerungsfoto bei ihrem Busfahrer zu bedanken. Aber auch Johannesson kam nicht mit leeren Händen nach Deutschland, sondern hatte einen tonnenschweren Lavastein mit im Gepäck! Der Transport dieses Steins, der noch vom Hamburger Zoll freigegeben werden muss, wurde von einer isländischen Schifffahrtsgesellschaft gesponsert. Und so wird der von Karin Adam und ihrem Ehemann initiierte ARS NATURA-Kunstwanderweg um eine weitere Attraktion bereichert werden: Isländisches Lavagestein im heimischen Waldhessen! Der nunmehr zum Kunstobjekt geadelte Stein werde den Titel „Mother Earth“ erhalten, da er ein Produkt der sich ständig in Bewegung befindlichen Erde sei, die ständig neue Formen kreiert, so die Kunstlehrerin. Eine Tafel mit geologischen Informationen neben dem Stein soll das Interesse für geologische Prozesse überhaupt wecken. Damit wäre ein schönes Beispiel fächerübergreifender pädagogischer Zielsetzung gegeben: ein gelungener Schulterschluss der Fächer Erdkunde und Kunst!

Bericht: Rainer Heinrichssohn Lehn

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