Vortragsreihe „Gegen Vergessen - für Demokratie“

„Werdet wesentlich.“ Diesen Satz des früheren Bundespräsidenten  Gustav Heinemann zitierte der Autor Hermann Vinke in seinem Vortrag vor Schülern der Jahrgangsstufe 9 in der Jakob-Grimm-Schule Rotenburg, und er meinte damit: Kümmert euch um das, was wirklich wichtig in eurem Leben ist.

files/standardtheme/content/bilder/allgemeine_Bilder/Lesung4.JPGIn der Vortragsreihe „Gegen Vergessen - für Demokratie“ las der weitgereiste Korrespondent und renommierte Jugendbuchautor aus seinem neuesten Buch über den Ersten Weltkrieg und machte mit einem solchen Zitat deutlich, dass es ihm um mehr als nur den rückwärtsgewandten Blick in die Vergangenheit ging. Er brachte seine eigenen Lebenserfahrungen ein, sprach als Kind in einer Familie von neun Geschwistern vom Tod des ältesten Bruders in den Armen des Vaters am Ende des Zweiten Weltkrieges und erzählte von seiner Großmutter, die drei ihrer Söhne verloren hatte. Das ging unter die Haut. Der Krieg sei für seine Großmutter nie zu Ende gegangen und er habe Folgen, so Vinke, die über die Generationen hinweg andauerten. Wenn er verbranntes Holz rieche, dann rieche er noch immer den Krieg, den er als Kind erlebt habe. Krieg, das sei das ganz andere, das, was wir uns nicht vorstellen könnten.

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„Ja, wir können  aus der Geschichte lernen, woraus denn sonst“, rief er den jungen Zuhörern zu und forderte sie auf,  sich durch Kenntnis der Vergangenheit ein eigenes Urteil über die Welt zu bilden. Die komplizierten  Fakten des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges und die Zahl von 20 Millionen Kriegstoten gingen sicherlich über die Köpfe mancher Schüler hinweg. Vinke machte aber deutlich, dass es ihm nicht nur um Vergangenheit, sondern um die Gegenwart ging. Um die Manipulation der Meinungsbildung, um die Notwendigkeit eines  selbstständigen Urteils und Orientierung auch für das eigene Leben. Und die Notwendigkeit dazu lag an diesem Tag  auf der Hand, was er durch seine Hinweise auf den gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine, die Hilflosigkeit der Westmächte und deren Umgang mit demrussischen Präsidenten Putin  selbst diesen jungen Leuten nicht erklären musste.

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Fachbereichsleiterin Ulrike Kaschel als Organisatorin und Schulleiterin Sabine Rimbach mit ihren Eingangsworten zu Beginn der Veranstaltung im  Speisessaal der JGS sorgten  mit dieser Veranstaltung dafür, dass Schule mehr sein kann, als etwas  auswendig zu  lernen und sich auf Prüfungen vorzubereiten. Die Schülerinnen und Schüler  hatten die Chance, einem Menschen mit  sehr viel Lebenserfahrung zu begegnen. Das spürten auch Vinkes  Zuhörer an der Konrad-Duden-Schule in  Bad Hersfeld, wo der Autor an diesem Vormittag die Gelegenheit zu einer weiteren Lesung erhielt. Als er, der 1981 für sein bekanntes Buch „ Das kurze Leben der Sophie Scholl“ den Deutschen Jugendliteraturpreis bekommen hat,  von seinem  schlechten Abitur und seinem „ausreichend“  als Deutschnote erzählte, klatschten sie spontan Beifall, wohl weil sie seine Ehrlichkeit als Ermutigung für ihr eigenes Leben und ihre Zukunft empfanden.

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