Zwei Theaterstücke an der JGS aufgeführt

Am Freitagabend präsentierten die beiden Kurse „Darstellendes Spiel“ unter der Leitung von Frau Bergmann und Frau Junek ihre im Unterricht erarbeiteten Theaterstücke.

Das Bergmann-Ensemble adaptierte das Schneewittchen-Märchen auf ein verwöhntes Mädchen, das ihre schlechten schulischen Leistungen mit Shopping kompensiert, natürlich finanziert vom Papa. Ihre böse Stiefmutter, von der sie als Nebenbuhlerin gesehen wird, ekelt sie aus dem Haus, worauf sie Unterschlupf bei einer rappenden Putzkolonne, den „Sieben Waschlappen“, findet („Alles, was ich brauch, ist meine Gang...“). Aber selbst dort ist sie vor den Nachstellungen der eifersüchtigen Stiefmutter nicht sicher: Vergiftete Pizza, Zalando-Schock, K.o.-Tropfen im Sekt – mit dem ganzen Arsenal also, das die moderne Konsumwelt so zu bieten hat, wird ihr junges Leben zunichte gemacht, ohne dass ihre neuen „Freunde“ dies verhindern konnten: Die waren ja eh nur an ihrer Kreditkarte interessiert, mit der sie ihren Bierdurst stillen konnten. Besonders stach Anna-Lena Eisenträger in ihrer Rolle des „Schneewittchens“ (Davina) hervor, insofern sie vom ersten Moment an sehr glaubhaft Naivität, pubertierende Selbstgefälligkeit und Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe zum Ausdruck brachte. Hervorzuheben ist auch die Leistung der beiden Schülerinnen Marilena Stenzel und Inga Köberich, die sehr kurzfristig die Rolle der Stiefmutter einstudierten für die durch Unfall ausgefallene Laura Soth.

Das längere Stück des Junek-Kurses thematisierte die Belastungssituation der Frau in der heutigen Gesellschaft, die an den Anforderungen von Mutterschaft, Partnerschaft und beruflichem Erfolg innerlich zerbricht. Literarische Vorlage für die Erarbeitung der vielen Einzelszenen war das Drama „Woyzek“ von Georg Büchner. Die Rolle der Marie steht hier aber im Mittelpunkt, so dass sie alle Formen der Demütigung, wie sie Woyzek erfahren musste, auf ihre Person vereint: Infragestellung ihrer Rolle als gute Mutter, Diffamierung durch üble Nachrede, Ausnutzung ihres beruflichen Engagements, Verhöhnung ihrer Weiblichkeit. So zerplatzen Stück für Stück ihre Lebensträume wie Luftballons. Die unterschiedlichen Rollenerwartungen konnten gut durch den Einsatz mehrerer Darstellerinnen zum Ausdruck gebracht werden: Die Hauptrolle der Marie wurde durch Rollensplitting durch verschiedene Spielerinnen getragen, wobei Marie immer am Rock als Kostüm zu erkennen war. Gut gelang die Mischung aus Ernsthaftigkeit, die dem Thema geschuldet ist, und Situationskomik (besonders schön die Szene mit der psychischen „Vermessung“ Maries), die an keiner Stelle zu Klamauk wurde. Nachdenklich stimmte das Schlussbekenntnis einer ganz jungen „Marie“: Sich nicht mehr diesen Rollenerwartungen als Frau beugen zu wollen - womit das immer noch nicht gelöste gesellschaftliche Problem auf den Punkt gebracht wurde.

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