Studienfahrt nach Berlin
„Denn die Bürger der DDR mussten immer und überall damit rechnen, abgehört, ausspioniert, überwacht, dokumentiert und eingeschüchtert zu werden“
Der Orientierungskurs Geschichte machte sich im Juni 2016 auf den Weg nach Berlin, um anhand der Topographie der Hauptstadt sowie Stasi-Unterlagen-Behörde den Umgang mit der Vergangenheit hautnah und durch Experten begleitet zu erleben.
Eindrücklich und vielsagend war zunächst das Zentrum Berlins mit der selbstbewussten Architektur des Kanzleramtes in Sichtweite des Reichstages und des Brandenburger Tores, welches wiederum umrahmt wird von der US- und der französischen Flagge. Nicht weit hiervon befand sich der Führerbunker – auf den nichts weiter als eine Informationstafel hinweist. Stattdessen entschied sich die wiedervereinigte Bundesrepublik, im Herzen der Hauptstadt des Holocausts zu gedenken: „Alles um einen herum wirkt gleich und obwohl man den Ausgang sehen kann, sieht es so aus, als würde man nicht aus der Finsternis rauskommen“, so beschrieb und interpretierte ein Schüler seine Eindrücke in einem nachfolgenden Essay. Auch die spezifische Lage, so die Meinung der SchülerInnen, habe tiefere Bedeutung und verweise auf das der eigenen Geschichte bewusste Selbstverständnis Deutschlands.
Am folgenden Tag ging es zur ehemaligen Zentrale der DDR-Staatssicherheit, wo abertausende Dokumente der Überwachung lagern. Unter fachkundiger Führung zweier Mitarbeiter wurde nicht nur ein Einblick in das System und die Geschichte der Stasi gegeben, sondern ebenso in den Umgang mit den vorhandenen Quellen sowie mit der DDR-Vergangenheit insgesamt. Die Schwierigkeiten historischer Forschung sowie deren Notwendigkeit wurden hierbei deutlich. Das Eingangszitat entstammt dem abschließenden Urteil eines Schülers zu der Frage, wie denn mit der Stasi heutzutage umzugehen sei. Dies könne auch Betroffenen helfen, Gewissheit zu erlangen – wer aber „mit der Vergangenheit abschließen“ wolle, habe demgegenüber „nicht die Pflicht, einen Antrag auf Akteneinsicht zu stellen“ und könne so „mit der Vergangenheit abschließen“.
Dr. Thomas Diehl
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